Sperisen, Vera; Affolter, Simon (2019). Teilhabe ermöglichen statt integrieren. Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 4 (1-2), pp. 106-111. 10.3224/zdfm.v4i1-2.10
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Familiäre Migrationsgeschichten von Schüler_innen werden in schulischen Kontexten oft als Indikatoren für Heterogenität oder Diversität interpretiert. Die Jugendlichen werden entlang der hegemonialen Zugehörigkeitsordnungen kategorisiert und ihnen wird ein ‚Migrationshintergrund’ zugeschrieben. Gleichzeitig aber konstituiert sich die Vorstellung von Heterogenität aus der binären Unterscheidung einer homogen gedachten Gruppe aus ‚Hiesigen‘ von einer homogen gedachten Gruppe aus ‚Anderen‘, wie sich im Folgenden zeigt.
Anhand des spezifischen Falls einer städtischen ‚Berufsintegrationsklasse‘, deren Unterricht im Jahr 2017 im Rahmen des Forschungsprojektes „Doing/Undoing Difference in Politischer Bildung“ videographiert wurde, wollen wir hier ausführen, wie sich dieses Phänomen in der schulischen Praxis manifestiert. Diese Sonderschulklasse zeichnet sich dadurch aus, dass hier aufgrund der Aufnahmekriterien ausschließlich Jugendliche unterrichtet werden, die seit maximal zwei Jahren in der Schweiz leben. Dies ist in der Unterrichtspraxis ein zentrales Thema: Die Schüler_innen werden in Abgrenzung zu einer imaginierten Gesellschaft von Ansässigen als ‚Fremde‘ oder ‚Zugezogene‘ angerufen. Damit folgen die Zugehörigkeitszuschreibungen in den beobachteten Interaktionen einer binären Logik der Differenzierung zwischen ‚Anderen‘ in Abgrenzung zu einem ‚Wir‘. Die Gruppe von Schüler_innen wird durch diese Zugehörigkeitszuschreibung homogenisiert und steht in einem Verhältnis zu einem ‚Wir‘, welches außerhalb des Klassenverbandes und des Klassenraumes verortet bleibt. In diesem Verhältnis werden die Schüler_innen als Unterprivilegierte adressiert und damit auch positioniert. Sie stehen in einem benachteiligten Konkurrenzverhältnis zur imaginierten Gruppe der ‚Hiesigen‘. Das Bildungsziel dieser Sonderschulklasse folgt damit dem hegemonialen Integrationsimperativ, nach dem sich die Unterprivilegierten entlang dem neoliberalen Ideal der individuellen Leistung eine Teilhabe am wirtschaftlichen, sozialen und politischen Leben in der Gesellschaft erarbeiten können und sollen (Bachmann 2016: 30–35). Wie diese Adressierungen mit dem Appell der Integrationsleistung in der schulischen Praxis verschmelzen und welche alternativen Unterrichtsziele und -praxen erstrebenswert sein könnten, ist Inhalt dieses Beitrags.
Item Type: |
Journal Article (Original Article) |
|---|---|
PHBern Contributor: |
Affolter, Simon |
ISSN: |
2367-3079 |
Language: |
German |
Submitter: |
Simon Affolter |
Date Deposited: |
16 Sep 2025 11:41 |
Last Modified: |
16 Sep 2025 11:41 |
Publisher DOI: |
10.3224/zdfm.v4i1-2.10 |
PHBern DOI: |
10.57694/7619 |
URI: |
https://phrepo.phbern.ch/id/eprint/7619 |
